Der „Seelenvogel“ - Kreatives Schreiben im Lockdown
Eine Zusammenarbeit mit dem Kulturverein Kematen zeitigt ihre Früchte.
Zur Vorgeschichte:
Kunsttherapeutin und Sozialpädagogin Erika Mair nutzte im Frühjahr 2020 die Zeit des ersten Lockdowns, um ihre Empfindungen in ihrem Büchlein „Seelenvogel“ in zahlreichen Bildern auf kreative Art und Weise auszudrücken.
Im Sommer 2020 hielt die Bücherei Kematen den Workshop „Kreatives Schreiben“ ab, den die Autorin dieser Zeilen besuchte.
In diesem Zusammenhang lernte sie Frau Erika Mair kennen. Die Idee wurde geboren, auch den SchülerInnen der MS Kematen Gelegenheit zu bieten, ihre Gefühle im Zusammenhang mit der Coronakrise und den damit verbundenen Einschränkungen zum Ausdruck zu bringen. Die drei 2. Klassen erhielten kurz vor dem zweiten Lockdown im Herbst 2020 Erika Mairs „Seelenvogel“-Büchlein als Geschenk, das mit Texten aller Art noch gefüllt werden sollte.
Und was daraus entstand:
Die SchülerInnen der 2a Klasse wählten nach einer kurzen Beschäftigung mit dem Thema Gefühle im Rahmen des Deutschunterrichts je ein Bild aus Erika Mairs Bildersammlung, welches sie in Zusammenhang mit ihren Empfindungen setzten. Sie hatten bei der Umsetzung der Bildsprache in Texte völlig freie Hand.
Die 2b und 2c Klassen, welche darin ihren „Roten Faden“ fanden, schrieben auf die leeren Seiten neben Frau Mairs Bildern vom „Seelenvogelbuch“ umfassende Erzählungen. Viele Kinder schenkten dann ihren Verwandten ihre „Seelenvogel“-Bildgeschichten zu Weihnachten.
Die hier geteilten digitalisierten Fassungen geben einen Einblick in die rege Beteiligung. Die Kinder und ihre Lehrerinnen waren mit ihren Herzen dabei. Während der damals noch neuen Phase des Distance Learnings präsentierten die jungen AutorInnen ihre Einsichten und Bearbeitungen erst einmal ihren Mitschülern.
Ihre Texte wurden bereits an die Illustratorin weitergeleitet. Frau Mair, selbst Lebens- und Sozialberaterin, freute sich sehr über das „Echo“. Auch ihr wollen wir für das großzügige Geschenk danken.
Sylvia Haaland und das Lehrerinnenteam der 2. Klassen
Im Folgenden finden Sie nun die Bilder und ausgewählte Arbeiten der SchülerInnen:
Der Vogel und der Lockdown
Vor langer, langer Zeit, saß einmal ein Vogel im Käfig und dachte sich: ,,Dieser verdammte Lockdown versaut mir mein ganzes Leben. Ich fühle mich so einsam, nie darf ich mit meinen Freunden spielen, obwohl ich sie draußen herumflattern sehe. Ich fühle mich so traurig! Auch wenn ich die Freunde rufe, kommen sie nicht.“ Da beschloss der Vogel, sich nachts durch die Gitterstäbe zu quetschen. Schließlich schaffte er es und war frei. Nun konnte der Vogel wieder mit seinen Freunden spielen.
Daniel, 2a
Seelenvogel
Heute ist ein wunderschöner Tag, blauer Himmel, keine Wolken sind zu sehen und die Sonne scheint.
Jetzt sitze ich da in meinem Nest und überlege, was ich heute anstellen kann.
Leider haben wir das blöde Corona-Virus und wir dürfen unsere Freunde nicht treffen.
„Ja, was macht man dann an einem so schönen Tag wie heute? Mir ist ja so langweilig.“
Ich fühle mich irgendwie so einsam, wenn ich keine Freunde sehen darf und nicht mit ihnen spielen kann.
Ich sehe keinen Vogel am Himmel, es ist als ob ich auf dieser Welt ganz alleine wäre.
Also starte ich einen Rundflug, schaue mich neugierig in der Umgebung um, um herauszufinden, was die anderen Vögel in der schwierigen Zeit machen.
Sophia, 2a
Warum habe ich dieses Bild genommen?
Ich habe ein Bild gewählt, auf dem der Seelenvogel mit anderen Vögeln auf einem großen Baum sitzt und mit diesen Vögeln redet. Es zeigt sehr viele bunte Vögel, die alle anders ausschauen. Ich finde fröhliche Bilder toll und mich macht das Bild glücklich. Mich erinnert das Bild an einen Tag, an dem ich mit meinen Freunden am Spielplatz spielte. Ja, das ist toll!
Kjell, 2a
Seelenvogelgedicht von Julia Kuen
In Gemeinschaft möchte ich sein,
damit meine Seele aufhört zu schreien.
Sie lechzt nach Freude und Geborgenheit,
nach Aussicht auf Hoffnung und Zufriedenheit.
Wie ein Vöglein im Wind, wie ein lachendes Kind
Möchte ich mich fühlen ganz geschwind.
Raus aus dem Käfig, der uns alle umgibt,
hinein in die Freiheit, die uns die Einsamkeit nimmt.
Drum freu‘ ich mich auf diesen Moment,
wenn jeder in die Welt hinausrennt,
mit einem breiten Lächeln im Gesicht,
das jedem von uns wieder schenkt viel Licht.
Durch diese Hoffnung halte ich aus
und schau zu den Vöglein beim Fenster hinaus.
In Frau Vögels Träumen
da sieht sie viele Sterne.
Was die Dame denn so tut?
Sie liest gerne.
Ihr kleiner Vogel Spatzi,
der wohnt in einem Käfig,
am Morgen ist er schläfrig,
aber nicht besonders gesprächig.
An jenem Tag da will er draußen herumfliegen,
doch er muss in seinem Käfig liegen!
Er denkt: Nur noch durch die Gitter schlüpfen -
und dann runterhüpfen!
Whitney, 2b